Ludwig Christoph Heinrich Hölty

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Das Höltydenkmal von 1901 auf dem Nikolaifriedhof Hannover
Ludwig Christoph Heinrich Hölty

* 21.12.1748 Mariensee bei Hannover
† 01.09.1776 in Hannover

Vita

Ludwig Christoph Heinrich Hölty war das älteste von zehn Kindern eines evangelischen Pastors in Mariensee bei Hannover. Der Vater ließ dem Erstgeborenen viel Förderung zukommen: Als Kind erhielt er umfassenden Unterricht, wobei er eine besondere Begabung für Sprachen zeigte. Hölty beherrschte Hebräisch, Griechisch, Lateinisch, Englisch, Spanisch, Italienisch und Französich. Mit 17 Jahren besuchte er die Lateinschule in Celle. Seine auch ihr verheimlichte, schwärmerische Liebe zu Anna Juliane Hagemann aus der Zeit blieb unerfüllt. Als Anna sich verheiratete, erhob Hölty sie - dem Vorbild Petrarca folgend - zu seinem Ideal und bedichtete sie als seine "Laura".

1769 nahm Hölty das Studium der Theologie in Göttingen auf. Ein Jahr später, nachdem er in Kontakt mit der Königlichen Deutschen Gesellschaft gekommen war, veröffentlichte er ein erstes Gedicht. Hölty erfuhr für sein literarisches Schaffen höchste Anerkennung durch seine Zeitgenossen. Zu seinen ebenfalls schreibenden Freunden in Göttingen zählten u. a. Gottfried August Bürger, Johann Heinrich Voß und Johann Martin Miller. 1772 begründete er mit einigen von ihnen den Dichterbund Der Hain. Hölty schloß sein Studium 1773 ab und blieb als Übersetzer in Göttingen. 1774 lernte er Charlotte von Einem kennen, mit der sich ein reger Briefwechsel entspann. Doch schon im Jahr darauf litt Hölty an deutlichen Zeichen von Lungentuberkulose. Die zwei letzten Jahre seines Lebens waren von der Krankheit überschattet. Hölty starb siebenundzwanzigjährig in Hannover im Haus Leinstraße 8 und wurde auf dem Nikolaifriedhof bestattet. Sein Sterbehaus wurde im II. Weltkrieg zerstört, heute ist eine Gedenktafel am Nachfolgebau angebracht.

Hölty ist zwar nicht gerade einer der populärsten, doch von seinem künstlerischen Rang her einer der bedeutendsten deutschen Lyriker. Seine Bedeutung beruht weniger auf seiner Zugehörigkeit zum Göttinger „Hainbund“ um Heinrich Christian Boie und Johann Heinrich Voß, deren deutschtümelnde Bardentöne er eher verabscheute, als vielmehr auf der Formenvielfalt, Eigenständigkeit und Stimmungs-Eindringlichkeit seiner etwa 140 überlieferten Gedichte.

Die durchaus gelehrte Grundlage seines lyrischen Schaffens ist die Orientierung an den großen Vorbildern der Antike. Es gibt in der deutschen Literaturgeschichte überhaupt nur drei Lyriker, denen es wirklich gelungen ist, die überaus kunstvollen antiken Odenmetren etwa einer Sappho oder eines Horaz in den Wortakzent und die Syntax des Deutschen zu übertragen, ohne in Pedanterie zu verharren: das sind Klopstock, von dem Hölty lernte, und Hölderlin, den er beeinflußte. Aber auch von der mittelalterlichen Minnelyrik ließ sich Hölty inspirieren, indem er ihren höfischen Stilisierungsrahmen ins entschieden Volkstümliche seiner Liebeslieder übertrug. Nicht minder virtuos eignete sich Hölty die Formen und Themen der barocken Totenklage, des frühaufklärerischen Lehrgedichts und der tändelnd leichten Schäferdichtung an; Kenner wissen zudem, daß Hölty (und nicht, wie oft zu lesen ist, sein Freund August Wilhelm Bürger) der Begründer der deutschen Kunstballade ist.

Diese vielfältigen Formen der lyrischen Traditionen aber hat Hölty nicht nur nachgeahmt, sondern ebenso kunstvoll wie schwerelos mit einem durchaus eigenen und eigenständigen Stimmungswert durchwirkt, nämlich mit einem, wie ein Zeitgenosse es ausdrückte, „elegischen Ton“. Darin gehen die fromme Weltverachtung des Barock, die zarte Melancholie der Empfindsamkeit, die gesellige Sinnesfreude des Rokoko und nicht zuletzt die gefühlvolle Beschreibung seiner niedersächsischen Fluß- und Heidelandschaft eine in der deutschsprachigen Lyrik einzigartige Verbindung ein. Darum haben bedeutende Komponisten wie Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn Bartholdy, Brahms und Tschaikowski Gedichte von Hölty vertont.

Hölty fehlt in keiner der repräsentativen Anthologien vom „Echtermayer“ über den „Conrady“ bis zu Reich-Ranickis „Frankfurter Anthologie“ in der „FAZ“;  ein akademisches Lehrbuch wie „Hansers Sozialgeschichte der Deutschen Literatur“ würdigt ihn ebenso nachdrücklich wie der bei Dumont erschienene populäre Abriß „Schnellkurs Deutsche Literatur“. Der Göttinger Wallstein Verlag hat 1998 eine hervorragende neue kritische Studienausgabe seiner Gedichte und Briefe herausgegeben.

Mit Höltys Namen verbindet sich eine Aura vom Inbegriff des Lyrischen schlechthin, nicht nur bei den Gelehrten und Liebhabern der Poesie, sondern gerade auch bei den Poeten selber.

Auszeichnungen

Der 2008 von der Stadt Hannover und der Sparkasse Hannover geschaffene Hölty-Preis für Lyrik wird alle zwei Jahre verliehen.

Publikationen (Auswahl)

Titel Rubrik Jahr
Gesammelte Werke und Briefe 1998

Niedersachsen literarisch

Titel Erwähnte Orte
Eine kleine Harfe als Angedenken Mariensee Hannover Details
Lebenspflichten Hannover Mariensee Details