Literaturland Niedersachsen

Unter der staatlichen Verantwortung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur stehen nicht nur die 21 Hochschulen des Landes, sondern zudem zahlreiche außeruniversitäre Forschungs-Einrichtungen und -Verbünde. Auch die überregionale Kulturförderung und die Denkmalpflege zählen zu seinen Aufgaben.
Literaturförderung
Niedersachsen ist ein Land mit literarischer Tradition, das immer wieder bedeutende Dichter, Denker und Autoren hervorgebracht hat. Zu ihnen zählen Gottfried Wilhelm Leibniz ebenso wie Wilhelm Raabe, Walter Kempowski oder Nicolas Born um nur einige wenige zu nennen. Dieser Tradition trägt eine differenzierte Literaturförderung durch das Land (Stipendien, Preise), die regionale Kulturförderungen der Landschaften und Landschaftsverbände (Projekte) sowie der niedersächsischen Stiftungen Rechnung.
Mit seinen literarischen Fördermaßnahmen verfolgt das Land primär drei Ziele:
- Entstehung und Verbreitung von zeitgenössischer Literatur
- Schaffung positiver Rahmenbedingungen für Autoren
- Literaturvermittlung im Flächenland Niedersachsen
Die Literaturbüros, -zentren und -häuser in Braunschweig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück sowie der Friedrich-Bödecker-Kreis (FBK) Hannover gewährleisten mit individuellen Programmen ein in alle Regionen des Landes Niedersachsen wirkendes Angebot an Vorträgen, Lesungen und Symposien.
Stipendiatenstätte Künstlerhof Schreyahn
Der Künstlerhof Schreyahn wurde 1979 zusammen mit dem Landkreis und den Städten Lüchow und Wustrow gegründet. Träger ist die Samtgemeinde Lüchow. Finanziert wurde er mit 1,3 Mio. DM Bundes-, Landes- und Samtgemeinde-Mitteln. Die Samtgemeinde Lüchow verwaltet den Künstlerhof. Der Künstlerhof wird durch eine jährliche Förderung von bis zu 90 % aus Mitteln des Landes finanziert. 1981 kamen die ersten Stipendiaten nach Schreyahn. Seitdem waren zahlreiche Künstler als Stipendiaten auf dem Künstlerhof zu Gast.
Seit 2000 sind die Nicolas-Born-Stiftung und das Nicolas-Born-Archiv auf dem Künstlerhof ansässig. Der Künstlerhof beherbergt zudem die Adam-Seide-Bibliothek. Der Bücherbestand des Künstlerhofs Schreyahn, die Adam-Seide-Bibliothek, der Bestand des Literaturrats Niedersachsen, die Nicolas-Born-Bibliothek und die Kulturraum-Elbe-Bibliothek bilden zusammen das »Literatur Zentrum Norddeutschland« (LZN). Das LZN ist mit der Sammlung, Erforschung und Darstellung des Literatur- bzw. Kulturraums Norddeutschland und des Kulturraums Elbe befasst. Der 2004 verstorbene Schriftsteller, Nicolas-Born-Preisträger 2000 und ehemalige Schreyahner Stipendiat, vermachte der Künstlerstätte ebenfalls seine Privatbibliothek. Der Niedersächsische Literaturpreis, der Nicolas-Born-Preis und der Förderpreis für Literatur, der Nicolas-Born-Debutpreis, sind nach ihm benannt.
Kempowski-Stiftung
Die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop ist benannt nach ihrem Gründer Walter Kempowski und dem Anwesen, in dem der Schriftsteller viele Jahrzehnte lebte und arbeitete. Mit Gründung der Stiftung wollte Walter Kempowski die in seinem Werk begründete Erinnerungskultur auch regional verankern und gleichzeitig die eindrucksvollen Nutzungsmöglichkeiten des gesamten Anwesens für die Öffentlichkeit erhalten. Die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop hat ihren Sitz in dem niedersächsischen Dorf Nartum im Landkreis Rotenburg-Wümme. Die Einrichtung will mit ihren Aktivitäten »das gesellschaftliche Leben prägen und kulturelle Zukunft dauerhaft mitgestalten«. Zu diesem Zweck werden Autorentreffen organisiert, literarische Seminare angeboten sowie Lesenachmittage und Musikabende veranstaltet.
Preise und Stipendien
Stipendien schaffen Freiräume und fördern auf diese Weise Literatur im Entstehungsprozess. Die Preise reichen in ihrer Wirkung darüber hinaus. Sie sorgen für die ebenso notwendige Anerkennung und Resonanz.
Das Land Niedersachsen vergibt den Nicolas-Born-Preis seit dem Jahr 2000, seit 2019 im jährlichen Wechsel mit dem Walter Kempowski Preis für biografische Literatur, außerdem jährlich den Buchhandelspreis. Eigenbewerbungen sind jeweils ausgeschlossen.
- Nicolas Born-Preis Der Nicolas-Born-Preis wird zu Ehren des niedersächsischen Schriftstellers Nicolas Born vergeben und auf Empfehlung der Niedersächsischen Literaturpreisjury an Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben, deren Texte sich durch hohe literarische Qualität auszeichnen und sich mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Mit dem Preis werden Schriftstellerinnen und Schriftsteller für ihr herausragendes künstlerisches Oeuvre geehrt. Der Nicolas-Born-Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird an Autorinnen und Autoren verliehen, die noch am Anfang ihrer literarischen Karriere stehen.
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Walter Kempowski Preis für biografische Literatur Der Preis zeichnet Autorinnen und Autoren aus, denen es mit ihren literarischen Arbeiten gelingt, die Einflüsse und Auswirkungen zeitgeschichtlicher Ereignisse auf die eigene Biografie darzustellen. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und umfasst neben dem Preisgeld eine Lesereise durch die niedersächsischen Literaturhäuser. Bewerbungen werden von Verlagen eingereicht.
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Niedersächsischer Buchhandelspreis Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur verleiht seit dem Jahr 2016 jährlich gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels Landesverband Nord e.V. einen Preis für Buchhandlungen, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Geehrt wird mit der Auszeichnung eine Buchhandlung, die sich in besonderem Maße für die Kulturvermittlung und die Schaffung von kultureller und literarischer Teilhabe einsetzt.
Zur Niedersächsischen Literaturpreisjury gehören:
- Kathrin Dittmer (Literaturhaus Hannover)
- Prof. Dr. Alexander Košenina (Leibniz Universität Hannover)
- Dr. Tilmann Lahme (Leuphana Universität Lüneburg)
- Prof. Dr. Annette Pehnt (Universität Hildesheim)
- Ulrike Sárkány (ehem. NDR Kultur)
- Volker Petri (Landesverband Nord des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels)
- Anja Vogel (Buchhandlung Vogel)
Zudem vergibt das Land auf Empfehlung der Literaturkommission des Landes verschiedene Literatur-Stipendien, auf die sich Autor*innen bewerben können. Ausgenommen sind Autor*innen, die im Sebstverlag veröffentlichen.
- Ein Jahresstipendium bis zur Höhe von 14.000 Euro
- Drei Arbeitsstipendien bis zur Höhe von je 5.000 Euro
- Ein Stipendium für Kinder- und Jugendliteraturautoren bis zu 8.000 Euro
- Ein mit 7.800 Euro dotiertes Übersetzerstipendium
- Aufenthaltsstipendien im Heine-Haus Lüneburg und in Schreyahn
Die Mitglieder der Niedersächsischen Literaturkommission sind:
- Prof. Dr. Anke Detken (Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen)
- Kathrin Dittmer (Sprecherin der Niedersächsischen Literaturbüros und Leiterin Literaturhaus Hannover)
- Dr. Tilmann Lahme (Verwalter der Professur für Mediengeschichte und kritische Publizistik an der Leuphana Universität Lüneburg)
Weiterhin stehen der Literaturkommission beratend zur Seite:
- PD Dr. Mareile Oetken (Koordinatorin für Kinder- und Jugendliteraturforschung an der Universität Oldenburg), beratend für das Kinder- und Jugendbuchautorenstipendium
- Astrid Becker (Literarische Übersetzerin, erhielt in 2014 das Übersetzerstipendium des Landes), beratend für das Übersetzerstipendium
- Dr. Susanne Tauss (Geschäftsführerin des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land)
Niederdeutsch und Saterfriesisch
Literatur zwischen Tradition und Innovation als kreative Chance für ein Bundesland wie Niedersachsen zu begreifen bedeutet, einen Brückenschlag zwischen überlieferter und zeitgenössischer Literatur zu finden. Einen besonderen Stellenwert nimmt hierbei die niederdeutsche und saterfriesische Sprachkultur ein. Zur Kulturförderung des Landes Niedersachsen gehört daher auch die Förderung der niederdeutschen Sprache und des Saterfriesischen.
Niederdeutsch und Saterfriesisch wurden als wichtiger Bestandteil in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen, Teil III aufgenommen. Das Institut für Niederdeutsche Sprache (INS) in Bremen ist dabei ein wichtiger Partner genauso wie der Seelter BUUND.