Hanjo Kesting: Ein deutscher Bruderzwist. Heinrich Mann und Thomas Mann
Lesung und Gespräch
Als der Erste Weltkrieg begann, standen sie auf der Höhe ihres Lebens und gehörten zu den namhaftesten deutschen Autoren: die Brüder Heinrich Mann und Thomas Mann. Der jüngere Thomas hatte mit den Buddenbrooks die europäische Romankunst des 19. Jahrhunderts vollendet, der ältere Heinrich galt als Meister politischer Satire und Ziehvater des Expressionismus. Vieles verband die Brüder, in vielem waren sie einander ähnlich. Nur politisch gerieten sie in Planetenferne: Thomas Mann als Verteidiger des deutschen Kaiserreichs, Heinrich Mann als dessen entschiedener Kritiker. Heinrich Mann formulierte seine Kritik in dem berühmten Zola-Essay, vier Jahre schrieb Thomas Mann an den Betrachtungen eines Unpolitischen, um seine Antwort auszuarbeiten. Sie ist im Kern eine Polemik gegen den Bruder, der darin als »Zivilisationsliterat« attackiert wird.
Kurz vor seinem Tod hat der bekannte Autor und Publizist Hanjo Kesting den bitteren Bruderzwist aus Briefen und anderen Dokumenten noch rekonstruiert und zu einer Textcollage zusammenstellen können, die auch nach über hundert Jahren nichts an exemplarischer Bedeutung verloren hat. Es lesen Ulrich Noethen (Heinrich Mann) und Frank Arnold (Thomas Mann).
Hanjo Kesting, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte in Köln, Tübingen und Hamburg. 1973-2006 Leiter der Hauptredaktion Kulturelles Wort beim Norddeutschen Rundfunk. Zahlreiche Publikationen zu Literatur und Musik. Zuletzt: »Thomas Mann. Glanz und Qual«, Göttingen 2023. – »Dreimal Amerika. Reisen jenseits des Ozeans«, Hannover 2023. – »Auskunft. Gespräche mit Schriftstellern«, Hannover 2024. – »Vorklang des Paradieses. Musikalische Streifzüge«, Hannover 2024. – »Rühre dich nicht … Lass den Wind reden. 77 literarische Essays«, Hannover 2024. – »Mach’s einer nach. Gesammelte Lobreden«, Hannover 2025. – Hanjo Kesting war langjähriger Herausgeber der Hörbücher der Deutschen Grammophon und hat eine Hör-Edition der Weltliteratur in 50 Bänden vorgelegt. 1982 Kritikerpreis der Salzburger Festspiele, 2005 Kurt-Morawietz-Literaturpreis der Stadt Hannover, 2007 Ehrenpromotion der Universität Hamburg. Mitglied im PEN-Zentrum der Bundesrepublik.
Ulrich Noethen, studierte Schauspiel an der Hochschule für darstellende Kunst in Stuttgart und war u. a. an den Städtischen Bühnen Freiburg, am Schauspiel Köln und am Staatlichen Schauspielhaus in Berlin engagiert. Er arbeitete mit Regisseuren wie Frank Castorf, Max Färberböck, Hans Neuenfels und Katharina Thalbach zusammen. – Ulrich Noethen wirkte in vielen Filmproduktionen mit und wurde vielfach ausgezeichnet, »Die Luftbrücke« (Auszeichnung: Goldene Kamera, Deutscher Fernsehpreis), »Teufelsbraten« (Auszeichnung: Grimme-Preis), »Comedian Harmonists« (Auszeichnung: Deutscher Filmpreis und Bayerischer Filmpreis), – Er ist häufig als Sprecher tätig, es liegen u. a. Aufnahmen von »Doktor Faustus« von Thomas Mann und Gesamtaufnahmen von Lew N. Tolstois »Krieg und Frieden« und »Anna Karenina« vor.
Frank Arnold, studierte Philosophie und Theaterwissenschaften an der Freien Universität Berlin und Schauspiel an der Hochschule der Künste Berlin. Er stand u. a. in Berlin, Heidelberg und Düsseldorf auf der Bühne und arbeitete als Schauspielregisseur und -dramaturg in München, Berlin, Zürich und Wien. Außerdem inszenierte er mehrfach Opern und war als Dozent am Trinity College, Dublin, tätig. Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehproduktionen sowie Hörbücher, bei denen Frank Arnold als Sprecher mitwirkte, ließen seine Stimme zu einer der bekanntesten in Deutschland werden. 2014 wurde er für seine Lesung des Romans »Landgericht« von Ursula Krechel mit dem Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie »Bester Interpret« geehrt.
Veranstalter: Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum und Literaturbüro Westniedersachsen
Ort: Vienna House Remarque, Natruper-Tor-Wall 1
Eintritt: 10 € / erm. 7 €
Anmeldung: Literaturbüro Westniedersachsen, Tel. 0541 2027908, Email: LitOs-info@osnabrueck.de