Veranstaltungs-Archiv

20.05.14 - 19.30 Uhr –

Fritz J. Raddatz

„Tagebücher 2002 – 2012“

Moderation: Stephan Lohr

Fritz J. Raddatz ist der widersprüchlichste deutsche Intellektuelle seiner Generation: eigensinnig, geistreich, gebildet, dandyhaft, streitbar und umstritten. Von 1960 bis 1969 war er stellvertretender Leiter des Rowohlt Verlages, von 1977 bis 1985 Feuilletonchef der ZEIT, und sein Esprit ist sprichwörtlich. „Wann immer ich über Raddatz sprach und Raddatz über mich, da wussten wir: Gelangweilt haben wir uns nie“, konstatierte Kritikerkollege Marcel Reich-Ranicki.

Raddatz´ Tagebücher 1982-2001 wurden sehr gut besprochen und viel diskutiert. Der Ton seiner schonungslosen (Selbst-) Beobachtungen setzt sich im zweiten Band über die Jahre 2002-2012 fort: noch klarer, schärfer, doch auch komisch und rigoros selbstironisch. In der Form freier als zuvor, fügt Raddatz jetzt Monologe, Telefon-Dramen, Essays und Portrait-Miniaturen in den Text ein. Und es tauchen neue Namen auf: nicht mehr nur Hochhuth, Enzensberger und Grass, sondern auch Joachim Fest, Katharina Thalbach, Klaus Mann und andere. Nicht zuletzt geht es um die Frage „Wie leben die Deutschen?“, um die Einheit von Ost und West und auch, mit zunehmender Wut, um die Politik der USA: Irakkrieg, Lügen und Guantanamo – Raddatz´ schmerzliche Revision des Bildes vom einstmals geliebten Amerika.

Das Erscheinen des ersten Bandes der Tagebücher war ein literarisches Ereignis, Frank Schirrmacher nannte das Buch „den großen Gesellschaftsroman der Bundesrepublik“. Band zwei setzt dies fort: auf derselben Höhe, mit demselben Feuer.

„Den Roman Raddatz liest man im Rausch, Hunderte Seiten in ein paar Tagen, so gierig, wie Raddatz gelebt hat.“ (Rainald Goetz)

„Ein einzigartiges Dokument des literarischen und kulturellen Lebens in Deutschland.“ (ZEIT)

Fritz J. Raddatz, geb. 1931 in Berlin, freier Essayist, Publizist und Autor, studierte u.a. Germanistik und habilitierte sich 1971 und hat u.a. Tucholskys Gesammelte Werke herausgegeben. 2010 wurde er mit dem Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik ausgezeichnet.

Stephan Lohr, geb. 1950, war Redakteur beim NDR, wo er viele Jahre die Abteilung Kulturmagazine leitete. Von 2008 bis Januar 2014 leitet er die NDR Kultur Literaturredaktion.

Eintritt: 9,- / erm. 6,- Euro

Links: http://www.literaturhaus-hannover.de