Veranstaltungs-Archiv

27.11.20 - 20.00 Uhr –

»Vom Unbehagen in der Fiktion« Johannes Franzen, Lena Gorelik, Deniz Utlu und Jan Wilm

Eine Woche lang, vom 23. bis 27. November 2020  diskutieren in fünf Städten Autor*innen, Kritiker*innen, Wissenschaftler*innen u.a. darüber, was der Boom autobiografischen, autofiktionalen und dokumentarischen Erzählens mitsamt all seinen Fallstricken bedeutet.

Was hat Didier Eribon mit Margarete Stokowski zu tun? Oder Maggie Nelson mit Karl Ove Knausgård? Bei allen Unterschieden haben ihre Bücher eins gemeinsam: Sie entziehen sich den gängigen Schablonen, sind weder nur Fiction noch klassische Non-Fiction. Ob Autofiktion, Memoiren oder personal essay – viele der meist beachteten Texte sind momentan (semi-)dokumentarischer Natur. »Es wirkt so«, schreibt Angela Steidele, »als habe die Literatur das Erzählen aufgegeben, weil sich alle anderen seiner bedienen. Wer will noch fabulieren, wenn er sich mit dem amerikanischen Noch-Präsidenten, dem deutschen Verkehrsminister, Impfgegnern oder Firmenchefs deutscher Automobilkonzerne gemein macht?« Und ganz offenbar bevorzugen auch viele Leser*innen gegenwärtig Geschichten, die durch persönliches Erleben beglaubigt scheinen – Geschichten, in denen das Medium der Selbsterkundung oft auch eines der Beschreibung von Gesellschaft ist.

Pandemiebedingt müssen die Veranstaltungen leider ohne Publikum stattfinden. Sie werden aber alle gestreamt und auch später online verfügbar bleiben. Es diskutieren Christian Baron, Hanna Engelmeier, Johannes Franzen, Lena Gorelik, Christian Metz, Catherine Newmark, Guillaume Paoli, Daniel Schreiber, Simon Sahner. Angela Steidele, Deniz Utlu, Silke van Dyk, Christine Watty, Jan Wiele und Jan Wilm über die Frage des Verhältnisses von Literatur und Leben, Literatur und Politik.

In Göttingen setzen sich die Autorin Lena Gorelik, die Autoren Deniz Utlu und Jan Wilm sowie Literaturwissenschaftler Johannes Franzen damit auseinander. Es moderiert Simon Sahner (54books).

»Das ist ja ein Themenkomplex«, sagt Projektinitiatorin Anja Johannsen, »der immer noch weiter an Dringlichkeit gewonnen hat in diesem Jahr.« Denn mit dem Ausbruch der Pandemie »hat das Unbehagen in der Fiktion noch zugenommen, vermutet Guillaume Paoli; »einerseits, weil wir Situationen erleben, die bisher literarischen Dystopien angehörten, andererseits, weil die Wirklichkeit u.a. von sogenannten >Querdenkern< fiktional verzerrt wird«.

Alle Informationen zu den Terminen im Einzelnen finden Sie unter www.literaturhaus.net.

»Vom Unbehagen in der Fiktion« ist eine Veranstaltungsreihe des Netzwerks der Literaturhäuser in Kooperation mit der Bundeszentrale für Politische Bildung, Medienpartner ist Deutschlanfunk Kultur und Kulturpartner arte.tv.

Links: https://www.literarisches-zentrum-goettingen.de/programm/2020-2021/hauptprogramm/johannes-franzen-lena-gorelik-und-deniz-utlu/