Veranstaltungs-Archiv

13.11.16 - 15.00 Uhr –

Ein Humanist am Vorabend der Reformation

Vortrag von Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel

1523 erhielt der Erfurter Arzt Euricius Cordus einen Ruf des Rates, als Stadtphysikus in Braunschweig tätig zu werden. Er hatte große Hoffnungen auf eine erfolgreiche Arztpraxis, musste jedoch bald feststellen, dass dies ein Irrtum war. Insbesonders erlebte er heftige Anfeindungen, weil er für Luthers Lehre eintrat. Denn er war weniger als Arzt bekannt, vielmehr als Humanist und Dichter. Er setzte sich mit zwei Büchern satirischer Epigramme zur Wehr, mit denen er sowohl gegen die Sittenlosigkeit der Mönche und Geistlichen spottete als auch über Engstirnigkeit der Braunschweiger in religiösen Fragen. Er klagte heftig über ihre ablehnende Haltung gegenüber den Lehren Luthers ebenso wie über die Tatsache, dass sie seinen ärztlichen Rat nicht annahmen, auf übermäßigen Alkoholgenuss zu verzichten. Daher meinte er in einem seiner Gedichte für den späteren Rektor des Martineums, Johannes Laffard, das Evangelium könne man den Braunschweigern nur beibringen, wenn man es in ihr Lieblingsgetränk, die Mumme, mische: „Anders nicht, mein Laffard, wird der sächsische Haufe,/ – törichte Weise sind sie –. annehmen Gottes Wort:/ In ihre Frühlingsmumme, die so gerne sie trinken,/ muß der Brauer flugs heimlich es mischen hinein!“ 1526 verließ Euricius Cordus Braunschweig „mit seinem rohen, gottlosen und dummen Volk“ und war später als Professor der Medizin an der Universität Marburg tätig. Veranstalter: Internationale Raabe-Gesellschaft e.V. in Verbindung mit dem Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig Veranstaltungsort: Raabe-Haus:Literaturzentrum, Leonhardstr. 29a, 38102 BS Eintritt frei