Veranstaltungs-Archiv

21.01.14 - 19.30 Uhr –

Klartext: Klaus-Michael Bogdal

„Europa erfindet die Zigeuner“

Moderation: Ulrich Kühn
Geborene Diebe und Lügner, Gefährten des Satans, Waldmenschen, unzähmbare Wilde, eine Bande von Asozialen… Dies sind nur einige der Zuschreibungen, mit denen die Romvölker Europas seit ihrer Einwanderung vor 600 Jahren ausgegrenzt wurden. Wie es möglich wurde, dass jahrhundertealter Hass in einem Spannungsverhältnis von Faszination und Verachtung sich bis heute halten konnte, zeigt Klaus-Michael Bogdal in seinem brillant recherchierten Buch zum ersten Mal im europäischen Vergleich.
In dieser spannend und anschaulich erzählten Geschichte weist Bogdal nach, wie die Europäer – von Norwegen bis Spanien, von England bis Rußland – dem verachteten Volk am unteren Ende der Gesellschaftsskala mit ständigen Verfolgungen und Ausgrenzungen entgegentraten: in den Imaginationen der Literatur und Kunst und in der politischen Realität, vom Spätmittelalter bis heute. Keine der unterschiedlichen Gesellschafts- und Machtordnungen, in denen die „Zigeuner“ lebten, ließ und lässt eine endgültige Ankunft in Europa zu. Die Dokumente, die Bogdal dabei heranzieht, reichen von den frühen Chroniken über ethnografische Werke und künstlerische Darstellungen bis hin zu den Holocausterinnerungen von Sinti und Roma.
Im Gespräch mit Ulrich Kühn stellt Klaus-Michael Bogdal sein alarmierendes Buch vor, das im letzten Jahr mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet wurde.
Klaus-Michael Bogdal, geb. 1948 in Gelsenkirchen, studierte Germanistik, Slavistik und Philosophie und habilitierte sich 1992. Nach einer Professur in Duisburg ist Bogdal seit 2002 als Professor für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld tätig.
Ulrich Kühn, geb. 1967 in Karlsruhe, ist promovierter Theaterwissenschaftler. Er arbeitete ab 2000 als Moderator für den NDR und ist seit 2007 als Redakteur bei NDR Kultur in Hannover tätig, wo er die Redaktion Kulturmagazine leitet.
Eintritt: 8,- / erm. 6,- Euro
Links: http://www.literaturhaus-hannover.de