Veranstaltungs-Archiv

05.06.19 - 19.30 Uhr –

Heinrich-Heine-Stipendium: Tandem-Lesung

Jan Koneffke und Nina Jäckle Moderation: Martina Sulner

Von Mai bis Juli lebt Jan Koneffke als Heinrich-Heine-Stipendiat in Lüneburg. Der 1960 geborene Autor schreibt Romane, Lyrik, Kinderbücher, Essays und übersetzt aus dem Italienischen und Rumänischen. Nach seinem Villa-Massimo-Stipendium 1995 lebte er für weitere sieben Jahre in Rom und pendelt heute zwischen Wien, Bukarest und dem Karpatenort Maneciu. Jan Koneffke wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2015 sein Roman „Ein Sonntagskind“, der letzte Teil der Trilogie um die Familie Kannmacher. Das Buch wurde mit dem Uwe-Johnson-Preis 2016 ausgezeichnet. 2018 folgte „Als sei es Dein. Gedichte“ bei Wunderhorn.

Winter 1944/45: Um seinen unreifen Sohn Konrad vor den Werbern der SS zu retten, drängt dessen Nazi-skeptischer Vater ihn, freiwillig Reserveoffizier bei der Wehrmacht zu werden; kurz darauf rät er ihm sogar zur Fahnenflucht – Hitlerjunge Konrad graut es zwar vor Kampfeinsätzen, zugleich ist er aber über den mangelnden Patriotismus des Vaters entsetzt und überlegt ernsthaft, ihn anzuzeigen. Der Krieg macht durch Zufälle aus dem Feigling einen Helden, er bekommt sogar das Eiserne Kreuz Erster Klasse. Nach dem Kriegsende jedoch sieht die Welt anders aus. Der vorher verachtete Vater wird zum Leitstern. Konrad schämt sich zutiefst für seine Kriegstaten und verschweigt sie hartnäckig – erst recht, als er Philosophiedozent wird mit Schwerpunkt Ethik. Konrad gerät in Frankfurt mitten in die Wirren der Studentenbewegung. Als die Staatssicherheit der DDR über einen ehemaligen Kriegskameraden an kompromittierende Informationen über ihn gelangt, wird es brenzlig, aber es gelingt dem Sonntagskind Konrad, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Kein Wunder, dass er – Jahre später – die Nachricht vom Fall der Mauer nicht nur mit Freude hört.

Nina Jäckle, 1966 geboren, wollte eigentlich Übersetzerin werden. Dann fing sie selbst an Geschichten zu schreiben. Für ihre Erzählungen, Romane, Hörspiele und ein Drehbuch bekam sie viel Anerkennung, Preise und Stipendien. Ihr Roman „Der lange Atem“ (2014) wurde mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet. Ihre letzte Veröffentlichung „Stillhalten“, erschien 2017 im Verlag Klöpfer & Meyer.

Dresden 1933. Tamara Danischewski ist 21 Jahre alt und studiert in Dresden Tanz bei Mary Wigman und Gret Palucca. Abends tritt sie im Kabarett auf, um für sich und ihre Mutter Geld zu verdienen. Dort lernt sie den Maler Otto Dix kennen, der sie während vieler Sitzungen porträtiert, eine Freundschaft entsteht. Dann aber verlässt Dix, als einer der ersten Künstler in der NS-Zeit aus dem Lehramt entlassen, die Stadt. Tamara bekommt einige große Auftrittsangebote, doch sie geht das Wagnis eines ungesicherten Lebens als Tänzerin nicht ein. Stattdessen heiratet sie 1936 einen Mann, der ihr und ihrer Mutter zwar eine gesicherte Existenz bieten kann, Tamara jedoch das Tanzen verbietet und dem sie sich, wie viele Frauen ihrer Generation, zur Gänze unterordnet. Alt geworden, erinnert sich Tamara an ein glanzvolles Leben, in dem noch alles möglich schien.

Eintritt: 9 € / 7 € erm.
Veranstaltungsort: Heinrich-Heine-Haus
Veranstalter: Literaturbüro Lüneburg