Till Eulenspiegels Geburt und Taufe
Die erst Histori
sagt, wie Dil Ulenspiegel geboren und zu dreien Malen eins Tags gedöfft ward und wer sein Douffgötel waren.
Bei dem Wald Melbe genant, in dem Land zu Sachsen, in dem Dorff Knetlingen, da war Ulenspiegel geboren. Und sein Vatter hieß Claus Ulenspiegel und sein Muter Ann Wibken. Und da sie des Kinds gnas, schickten sie es gen Ampleven in daz Dorff zu dem Tauff und liessen es heissen Dil Ulenspiegel. Und Dil von Uetzen, der Burger zu Ampleven, ward sein Tauffpfetter. (Und Ampleven ist daz Schloß, daz die von Magdburg etwan vor funnfftzig Jaren mit Hilff der andern Stät für ein böß Ruabschloß zerbrachen. Die Kirchen und daz Dorff dabei hatt nun der wirdig Arnolff Pfaffenmeier, Apt zu Sunten Ägidien).
Da nun Ulenspiegel geteufft war und sie daz Kind wider wolten geen Knetlingen tragen, also wolt die Tauffgöttel, die daz Kind truge, endlich uber ein Steg gon, daz zwische Knetlingen und Ampleven ist, und sie hetten dazu vil Birs getruncken nach der Kindtöffe. (Dann da ist die Gewonheit, daz man die Kinder nach der Töffe in daz Bierhuß trägt und sind frölich und vertrincken die Kinder also, daz mag dann des Kinds Vatter bezaln). Also file die Göttel in die Lachen und besudelt sich und das Kind so jämerlich, das daz Kind schier erstickt was. Da halffen die andern Frauwen der Badmumen mit dem Kind wider uß und giengen heim in ihr Dorff und wuschen das Kind in einem Kessel und machten es wider sauber und schön. Da war Ulenspiegel eins Tags dreimal geteufft, einmal im Tauff, einmal in der Lachen und eins im Kesser mit warmen Wasser.
Anmerkungen
Der Text folgt der Straßburger Ausgabe von 1515.
Quelle
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel (Hrsg. Wolfgang Lindow). Stuttgart : Reclam, 1966, S. 9 - 11.