Ricarda Huch

Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski
Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski
Ricarda Huch

* 18.07.1864 in Braunschweig
† 17.11.1947 in Schönberg/Taunus

Vita

Ricarda Huch wuchs als Tochter einer Braunschweiger Patrizierfamilie in der Villa ihrer Großeltern, am Hohetorwall, in großbürgerlicher Atmosphäre auf. Die Liebe zu ihrem 14 Jahre älteren Cousin Richard Huch, der ihre Schwester geheiratet hatte, sowie der Tod ihrer Eltern veranlasste sie 1887 Braunschweig zu verlassen, um nach Zürich überzusiedeln.

In Zürich holte die Hochbegabte innerhalb eines Jahres ihr Abitur nach und studierte Geschichte. Nach sechs Semestern promovierte sie 1891 als eine der ersten Frauen mit einer Arbeit zur Geschichte der Schweiz. In Deutschland waren Frauen zu dieser Zeit an Universitäten nicht zugelassen. Bis zu ihrem Entschluss ausschließlich zu schreiben, arbeitete Ricarda Huch als Bibliothekarin und Lehrerin in Zürich und Bremen. Schon 1891 erschienen ein erster Gedichtband.

1898 heiratete Ricarda Huch den italienischen Zahnarzt Ermanno Ceconi, aus der Ehe ging die Tochter Marietta hervor. Nach der Scheidung 1906 kam es zu einer neuerlichen Annäherung an Richard Huch, den sie 1907 heiratete und mit dem sie wieder nach Braunschweig zog. Hier entstand ihr Werk über den Dreißigjährigen Krieg "Der große Krieg in Deutschland", der 1912 bis 1914 in drei Bänden erschien. Bereits 1910 verließ Ricarda Huch Braunschweig wieder, 1911 erfolgte die Scheidung von Richard.

Ricarda Huchs literarisches Werk ist äußerst umfangreich und von thematischer wie stilistischer Breite. Sie begann mit Gedichten, schrieb dann jedoch zunehmend Romane und v.a. historische Werke, die zwischen Geschichtswissenschaft und Literatur angesiedelt sind. Seit den 1910er Jahren widmete sie sich der italienischen, deutschen und russischen Geschichte, u. a. verfasste sie eine Biographie über Michail Bakunin. Ihre monumentale deutsche Geschichte entstand zwischen 1934 und 1947 und umfasst sowohl das Mittelalter als auch die Frühe Neuzeit. Die historischen Romane sind meist psychologisch-biographisch geprägt.

1926 wurde Ricarda Huch als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste und Wissenschaften gewählt. 1933 verweigerte sie die von den Akademiemitgliedern durch die nationalsozialistische Regierung verlangte Loyalitätserklärung und verließ aus Protest gegen den Ausschluss von Alfred Döblin als erstes Mitglied die Akademie.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wirkte Ricarda Huch an der demokratischen Neuordnung Deutschlands mit. Im Jahr 1946 verlieh ihr die philosophische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität als erster Persönlichkeit nach dem Kriegsende die Ehrendoktorwürde. Kurz bevor sie starb, wurde sie zur Ehrenpräsidentin des ersten deutschen Schriftstellerkongresses in Ost-Berlin gewählt. Ricarda Huch erhielt neben dem Wilhelm-Raabe-Preis der Stadt Braunschweig u. a. den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main.

Niedersachsen literarisch

Titel Erwähnte Orte
Braunschweiger Kinder-Tagebuch, wiedergelesen nach siebzig Jahren (1944) Braunschweig Details