Nicolas Born

Nicolas Born
* 31.12.1937 in Duisburg
† 07.12.1979 in Breese in der Marsch / Dannenberg
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Vita
Nicolas (eigentlich Klaus Jürgen) Born wuchs am Niederrhein auf. Er war das erste Kind des Polizeibeamten Werner Born und dessen Frau Helene, die bis zur Heirat in einem Lebensmittelgeschäft gearbeitet hatte. Der Vater wird 1940 eingezogen, später - als Dorfpolizist an der deutsch-niederländischen Grenze -, gerät er in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrt.
Nicolas Born macht seinen Schulabschluß in Praest auf der Volksschule. Den Besuch des Gymnasiums in Emmerich muß er aufgeben, da seine Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können. Mit 15 Jahren beginnt er eine Ausbildung als Chemigraf in der Essener Klischee-Anstalt Vignold. Schon während der Lehre versucht er sich im literarischen Schreiben, zumeist von Gedichten.
Zusammen mit Freunden - darunter ist auch Hannelies Taschau - bildet sich Nicolas Born selber weiter, er liest viel und veröffentlicht erste Zeitungsartikel. Er engagiert sich politisch, tritt in die Gewerkschaft und in die SPD ein. Ende der 50er Jahre entdeckt er für sich den Schriftsteller Ernst Meister und orientiert sich in seiner Lyrik stark an diesem Vorbild. Born nimmt Kontakt zu Meister auf, schreibt weiter, geht auf Reisen, die ihn bis nach Syrien führen. 1961 heiratet er Christel Martinc, die gemeinsame Tochte Undine wird ein Jahr später geboren.
Anfang der 60er Jahre erscheinen erste Gedichte in verschiedenen Zeitschriften. Für das Winterhalbjahr 1963/64 lädt Walter Höllerer Born - ausgestattet mit einem Stipendium der Ford-Foundation - ins Literarische Colloquium Berlin ein. Dort trifft er u.a. mit Hans Christoph Buch, Hermann Peter Piwitt und Friedrich Christian Delius zusammen, denen er freundschaftlich verbunden bleibt. Das Colloquium wird u.a. von Günter Grass, Peter Rühmkorf, Hans Werner Richter und Peter Weiss betreut.
Nicolas Born arbeitet weiter als Chemiegraf, veröffentlicht aber - jetzt unter dem Namen Nicolas Born - Prosastücke und Gedichte in Literaturzeitschriften und Anthologien und wird schließlich Autor beim kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch. Sein Lektor ist Dieter Wellershoff. 1964 lädt Hans Werner Richter ihn zur Tagung der Gruppe 47 nach Schweden ein. Born kehrt nicht mehr nach Essen zurück und trennt sich von seiner Frau. 1965 kündigt er seine Arbeit und wagt den Neuanfang als freier Schriftsteller in Berlin. Sein erster Roman Der zweite Tag wird veröffentlicht.
Im Mai 1965 gewinnen ihn Richter und Grass zusammen mit andern jungen Autoren - wie Klaus Wagenbach, Gudrun Ensslin, Berward Vesper, Peter Härtling und F. C. Delius - für das "Wahlkampfkontor deutscher Schriftsteller in Berlin", das Willy Brandt und die SPD im Bundestagswahlkampf unterstützt. Nach Bildung der Großen Koalition im Jahr 1966, tritt Born jedoch aus der SPD aus. Dennoch er ist weiter politisch aktiv und verfasst im Juni 1967, u.a. mit Peter Schneider, die erste Protestresolution gegen die Berichterstattung der Spinger-Presse und das Vorgehen der Polizei bei Demonstrationen gegen Studenten. Sein Gedicht Berliner Para-Phrasen wird durch Flugblätter populär. Einigen Zeitgenossen gilt Born fortan als politischer Schriftsteller und Vertreter des neuen Realismus der "Kölner Schule", jedoch wird ihm diese Kategorisierung kaum gerecht, da sie den künstlerischen Aspekt seiner Arbeit zu wenig berücksichtigen.
Im Jahr 1967 erscheint auch sein erster Gedichtband Marktlage. Er lernt die junge Ärztin Irmgard Masuhr kennen. Das Paar heiratet ein Jahr später und zieht nach Nürtingen bei Stuttgart und, nach einer Zeit in Gailingen an der schweizer Grenze, zurück nach Berlin. 1970 wird die Tochter Rieke geboren, 1973 ihre Schwester Katharina. Die Familie kauft ein Haus in Langendorf im niedersächsischen Wendland, das im September 1976 mitsamt Nicolas Borns Arbeitszimmer abbrennt. Die Familie wohnt zunächst in Dannenberg, dann im Nachbarort Gümse, 1978 zieht sie nach Breese in der Marsch, wo sie erneut ein Bauernhaus gekauft hat.
Nicolas Born schreibt für den Rundfunk, veröffentlicht in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften, wie Die Zeit oder konkret. Er erscheint in Anthologien, arbeitet an Fernseh- und Filmprojekten. Von Oktober 1969 bis Mai 1970 ist er Fellow des International Writer's Workshop der University of Iowa, wo er u.a. Allen Ginsberg und Charles Bukowski trifft. Nicolas Born knüpft zahlreiche Kontakte zu zeitgenössischen deutschsprachigen und anderssprachigen Autoren. Mit vielen ist er gut befreundet und arbeitet auch mit einigen zusammen, so mit Rolf Dieter Brinkmann und Hermann Peter Piwitt. Auch beschäftigt er sich seit dem USA-Aufenthalt intensiver mit dem Thema Übersetzung. Born wird Mitherausgeber des Rowohltschen Literaturmagazins, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, Gastdozent an der Universität Essen und wirkt in der Jury des von Hubert Burda gestifteten Petrarca-Preis. Er unternimmt zahlreiche Lesereisen u.a. in England und in den Niederlanden.
1977 wendet sich Nicoals Born öffentlich gegen die Regierungspläne, im Landkreis Lüchow-Dannenberg ein Endlager für Atommüll und eine Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennstäbe einzurichten.
Mit der Anerkennung durch Auslandsstipendien und literarische Preise erreicht Nicoals Born mit seinem dritten Gedichtband Das Auge des Entdeckers (1972) und dem Roman Die erdabgewandte Seite der Geschichte (1976) auch ein breiteres Publikum. Kurz vor seinem Tod erscheint der später vielfach übersetzte und verfilmte Roman Die Fälschung (1979).
Im März 1979 erfährt Nicoals Born, daß er an Lungenkrebs erkrankt ist, zehn Monate später stirbt er zuhause bei der Familie in Breese.
Das Land Niedersachsen hat seinen Literaturpreis zu Ehren des Autors im Jahr 2000 in Nicolas-Born-Preis umbenannt. Die Auszeichnung wird an Autorinnen und Autoren mit Bezug zu Niedersachsen für herausragendes, literarisches Schaffen vergeben.
Im Wendland widmet sich die Nicolas-Born-Stiftung der Förderung der Literatur im Andenken des Autors, ein Nicolas-Born-Archiv wurde im Künstlerhof Schreyahn eingerichtet.
Auszeichnungen
- 1964 Stipendium der Ford-Foundation für die Teilnahme am Literarischen Colloquium Berlin
- 1965 Förderpreis Nordrhein-Westfalen
- Oktober 1969 - Mai 1970 Fellow des International Writers Workshop der University of Iowa City, USA
- Mehrfach Stipendiat des Senats der Berliner Künste
- 1972 das Förderstipendium des Berliner Kunstpreises
- 1972 -1973 Jahrestipendium Villa Massimo, Rom
- 1977 Bremer Literaturpreis
- 1978 -1979 Stadtschreiber von Bergen-Enkheim
- 1979 Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik
- 2005 Peter-Huchel-Preis (posthum)
- 2007 Literaturpreis Ruhr (posthum)