Hrotsvitha von Gandersheim

Hrotsvitha von Gandersheim

* um 935
† um 975 in Gandersheim

Vita

Hrotsvitha (auch Hrotsvit oder ähnl., modernisiert: Roswitha) war eine deutsche Autorin des Frühmittelalters. Sie gilt als erste deutsche Dichterin und auch als die erste Dramatikerin seit der Antike.

Hrotsvitha lebte im Stift Gandersheim und war, wie die meisten Kanonissen, adelig. Über ihr Leben weiß man so gut wie nichts, unklar ist auch ob Hrotsvitha ihr eigener Name war oder ob er ihr beim Eintritt in das Stift gegeben wurde. Bis auf ihr Werk hat sie keine Spuren hinterlassen, und zur Rekonstruktion einer bruchstückhaften Biographie ist man auf wenige Hinweise angewiesen, die in den Epilogen und Widmungsversen ihrer Dichtungen enthalten sind.

Unter Otto I. machten Bildung und Wissenschaft in den Klöstern und Abteien besondere Fortschritte. Der Kaiser liess sie mit Bibliotheken und Lehrern ausstatten und auch in den Fürstenhöfen wurden Schulen eingerichtet. Im Kontext dieser "Ottonischen Renaissance" entstanden Hrotsvithas Werke.

Vermutlich war sie die Tochter einer sächsischen Adelsfamilie, denn Gandersheim war ein exklusiv aristokratisches Stift, das unter Otto I. besondere Privilegien genoß. Die Äbtissin Gerberga, Hrotsvithas Freundin und Lehrerin, war die Nichte des Kaisers. Hrotsvithas auf Latein verfasste Werke entstanden ungefähr zwischen 950 und 970. Aus ihren ausgezeichneten Lateinkenntnissen und ihrer Kenntnis antiker Schriftsteller, kann man schließen, daß sie schon als Kind oder junges Mädchen in das Stift eintrat, denn Frauen konnten sich zu der Zeit nur im Kloster solches Wissen aneignen.

Hrotsvitha hat ein wohlgeordnetes, von ihr selbst in chronologische Reihenfolge gebrachtes Werk hinterlassen. Das erste Buch enthält acht christliche Legenden, in denen sie das Leben der Jungfrau Maria, Christi Himmelfahrt und das Märtyrertum verschiedener Heiliger darstellt; bis auf eine sind alle in Hexametern verfasst. Der zweite Band enthält sechs Lesedramen: Gallicanus, Dulcitius, Callimachus, Sapientia, Pafnutius und Abraham. Das dritte Buch enthält zwei historische Schriften die Gesta Ottonis, eine Geschichte des ottonischen Hauses, und die Primordia coenobii Gandeshemensis, eine Geschichte des Stiftes Gandersheim, beide auch in Hexametern. Hrotsvitha verfolgte ganz im Sinne ihrer Zeit mit ihren Dichtungen einen belehrenden Zweck: Als Alternative zu den frivolen, römischen Komödien - vor allem Terenz war ihr Vorbild und Rivale zugleich - sollte ihre Dichtung erbauen und die Tugend religiösen Lebens vermitteln.

Auszeichnungen

Die Stadt Bad Gandersheim verleiht siet 1973 jährlich den Roswitha-Literaturpreis für Autorinnen sowie, anläßlich der Domfestspiele, den Roswitha-Ring an die beste Schauspielerin des jeweiligen Festspiel-Ensembles.

Publikationen (Auswahl)

Titel Rubrik Jahr
Abraham. In: Dulcitius. Abraham. Zwei Dramen. Drama 1993

Niedersachsen literarisch

Titel Erwähnte Orte
Bekehrung im Bordell Bad Gandersheim Details