August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Hoffmann von Fallersleben, Stich von 1841
Hoffmann von Fallersleben, Stich von 1841
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

* 02.04.1798 in Fallersleben
† 19.01.1874 in Corvey

Vita

August Heinrich Hoffmann, wurde in Fallersleben als Sohn des dortigen Bürgermeisters Heinrich Wilhelm Hoffmann und dessen Frau Dorothea geboren. Er war ein bedeutender Hochschulleher der Deutschen Philologie und Germanistik, Bibliothekar und Dichter, der zu Lebzeiten einen enormen Bekanntheitsgrad erreichte. Auch heute ist er nicht nur als Verfasser des Textes der Deutschen Nationalhymne bekannt, sondern vor allem als Dichter immer noch populärer Kinderlieder, wie Alle Vögel sind schon da, Winter ade, Wer hat die schönsten Schäfchen oder Ein Männlein steht im Walde. Als politischer Dichter gelangte Hoffmann zu ebenfalls größter Popularität, sah sich jedoch deswegen über viele Jahre auch behördlicher Verfolgung ausgesetzt.

Das Amt Fallersleben ist heute ein Stadtteil Wolfburgs. Es gehörte zum Zeitpunkt von Hoffmanns Geburt zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, das von 1807 bis 1813 jedoch von Napoleon dem neu geschaffenen Königreich Westfalen zugeordnet wurde und in der Zeit vollständig unter französischer Kontrolle stand. Nicht zuletzt die Eindrücke aus der Kindheit unter der restriktiven Kontrolle und Zensur der Geheimpolizei, aber auch der später folgende Rückfall in die Restauration, prägten Hoffmanns Sicht auf das öffentliche, politische Leben.

Nach Besuch der Volksschule in Fallersleben und der Gymnasien in Helmstedt und Braunschweig, nahm Hoffmamn 1816 das Studium der Theologie in Göttingen auf. Zunächst galt sein großes Interesse der Geschichte des Altertums, doch entschloss er sich 1818 zum Studium der Germanistik und deutschen Philologie - später sollte er wesentlich zur Etablierung des Faches als wissenschaftliche Disziplin beitragen -. Schon bald wechselte Hoffmann an die Universität Bonn, wo unter anderen bei Jacob Grimm und Ernst Moritz Arndt studierte. In Bonn trat er auch einer studentischen Burschenschaft bei.

1821 ging Hoffmann nach Berlin, um eine Stelle als Biblothekar beim Freiherrn Gregor Meusebach anzutreten. Dessen Bibliothek zog viele Intellektuelle der Zeit an mit denen er teils freundschaftlichen Kontakt pflegte, darunter mit Hegel, Ludwig Uhland und Adelbert von Chamisso. Zwei Jahre später wurde er Kustos der Universitätsbibliothek zu Breslau und später außerordentlicher Professor der dortigen Universität.

Schon 1815 hatte Heinrich Hoffmann erste Gedichte veröffentlicht und seinem Namen - zu Ehren seiner Geburtsstadt und zur besseren Unterscheidung von anderen Trägern des recht häufigen Familiennamens - ein "von Fallersleben" zugefügt. 1840/41 erschien bei Hoffmann & Campe die Gedichtsammlung Unpolitische Lieder, die freilich politisch war und 1842 zu seiner Entlassung als Professor und zum Erlöschen seiner Pensionsansprüche führte. Wegen seiner liberalen Grundhaltung, seiner Forderung nach uneingeschränkten Bürgerrechten und seines Engagements für ein vereintes Deutschland - also die Abschaffung der über 30 Fürstentümer zugunsten eines Nationalstaates - entzog die Preußische Regierung ihm 1843 auch die Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes. Es sollten unzählige Ausweisungen und Fluchten, zeitweiliger Unterschlupf bei Freunden und viele Denunziationen folgen. Hoffmann schlug sich als "Wandersänger" durch und fand schließlich in Mecklenburg auf dem Gut Holdorf für längere Zeit unbehelligt Aufenthalt, da der dortige Gutsherr ihn den Behörden gegenüber als Kuhhirten und Hintersassen deklarierte. In dieser Zeit entstanden ein Großteil der Kinderlieder. Hoffmann erwog durch Kontakt zu einem auswanderungswilligen Pastor den Gedanken, nach Texas zu gehen, den er jedoch bald wieder verwarf. Immerhin entstanden in der Folge seine Texanischen Lieder.

An der Märzrevolution von 1848 nahm Heinrich Hoffmann nicht aktiv teil, wurde jedoch dank einer Amnestie - und nach wiederholten Eingaben beim preußischen Ministerium - 1849 rehabilitiert und konnte sein unfreiwilliges Wanderleben aufgeben. Er erhielt auch eine kleine Rente, ein sogenanntes Wartegeld, seine Professur jedoch nicht zurück. Die Wahl in die Frankfurter Nationalversammlung lehnte er ab und wandte sich nach Weimar, wo er hoffte, erneut als Bibliothekar arbeiten zu können. Trotz der Fürsprache Bettina von Arnims wurde daraus nichts. Doch befreundete er sich dort unter anderem mit dem Komponisten Franz Liszt, der ihn sehr unterstützte und ihm 1860 eine Bibliothekarsstelle in Corvey vermitteln konnte, wo Hoffmann bis zu seinem Tod tätig war.

1849 hatte Heinrich Hoffmann seine 18jährige Nichte Ida vom Berge geheiratet, die Tochter des Pastors in Bothfeld bei Hannover. Einziges überlebendes Kind des Paares war ihr Sohn Franz Friedrich, 1855 in Weimar geboren, der sich u.a. an der Kunstakademie Düsseldorf zum Maler ausbildete und später Professor in Berlin wurde. Ida starb 1860 im Alter von 29 Jahren an der Folge einer Geburt. Hoffmann litt an diesem Verlust schwer.

Die letzten Lebensjahre in Corvey arbeitet Hoffmann intensiv an seinem insgesamt sechsbändige Erinnerungswerk Mein Leben. Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde auf dem Friedhof des Klosters Corvey unter großer Anteilnahme beigesetzt.

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Neben seiner Autobiographie hat Hoffmann zahlreiche Gedichte, Lieder und Fachschriften publiziert. Das Lied der Deutschen verfasste er 1841 auf der Insel Helgoland. Es wurde als Einzeldruck von seinem Verleger Campe veröffentlicht und schnell populär. In der Weimarer Republik avancierte es zur deutschen Nationalhymne. Seit Ende des  II. Weltkrieges wird nur noch die dritte Strophe als Hymnentext verwendet. Die erste und zweite Strophe sind nach den schweren Erschütterungen und Verfehlungen des deutschen Nationalismus historisch überholt und wirken missverständlich im Kontext der Staatengemeinschaft Europas.

Heinrich Hoffmann von Fallersleben zählt nichtsdestotrotz zu den Dichtern der bürgerlichen Revolution für die die deutsche "Einigkeit" allein auf der Grundlage von "Recht" und "Freiheit" denkbar war. Sein Denken und Werk war von einer kämpferischen Haltung bestimmt, die vor allem der Demokratie galt. Trotz seiner negativen Erfahrung während der Besetzung durch das Napoleonische Frankreich war Hoffmann zudem, neben Heinrich Heine, einer der wenigen Autoren seiner Zeit, der keine antifranzösischen Töne anschlug und dem auch der damals grassierende, gar >salonfähige< Antisemitismus fremd war.

In Wolfsburg befindet sich im Schloss Fallersleben das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum mit einer Dauerausstellung zum Dichter sowie das Hoffmann-Archiv. Das Schloß ist zudem Sitz der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft. Das Museum zeigt auch Werke des Sohnes Franz Friedrich.

Niedersachsen literarisch

Titel Erwähnte Orte
Franzosenzeit und Restauration Braunschweig, Fallersleben, Hannover, Heidmark Details